01.09.21

Guten Morgen

Jeden Tag gratis Pizza? Gut, dass stimmt nicht ganz, dennoch setzt die neuste Pizzeria Basels auf auffallendes Marketing: Das Lokal «O» am Barfi bringt den ersten Pizzapass in die Stadt. Dieser funktioniert wie ein Abo: Für 365 Franken im Jahr kann man jeden Tag ein Stück Pizza haben. Bei «O» gibt es die Pizza nämlich al taglio, also geschnitten. Ein Stück kostet dann 1 CHF pro Tag. Ob man dann nicht merkt, dass man so im Jahr rund 61 Pizzas verdrückt?! (1 Pizza à 6 Stücke) 😱😱😱

Das Hefeteig-Experiment startet Mitte September.

Und nun zu den News. Die Staatsanwaltschaft publiziert jeweils im Frühjahr die Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung im Kanton. Zusätzlich gibt es seit ein paar Jahren eine Trendübersicht zum ersten Halbjahr, die gestern vorgestellt wurde. Die Stawa stellt für 2021 eine Zunahme der Gesamtkriminalität um 11 Prozent fest. Besonders Gewaltdelikte, Diebstähle sowie Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte haben zugenommen. Ob dieser Trend anhält und man tatsächlich von einem Zuwachs der Kriminalität ausgehen muss, kann allerdings erst im nächsten Frühling bei der jährlichen Auswertung abschliessend festgestellt werden. Ausserdem gab es im ersten Halbjahr 2020 gegenüber 2019 einen Rückgang von 15 Prozent. Es stellt sich die Frage, ob dieser auch mit dem Corona-Lockdown zusammenhängen könnte, und ob 2020 sich als Vergleichsjahr eignet. 
Die Basler*in des Tages ist heute Caroline Zürcher, weil …

… okay, okay, Caroline Zürcher ist Oberbaselbieterin. Das soll auf keinen Fall verschwiegen werden. Trotzdem soll die Gemeindepräsidentin von Wittingsburg mit Stolz die heutige Auszeichnung tragen: Sie hat sich gemeinsam mit den kantonalen Behörden dafür eingesetzt, dass der langjährige Durchgangsplatz für Fahrende weitgehend saniert wurde. Die Infrastruktur war in einem sehr schlechten Zustand, jetzt ist der Durchgangsplatz zum Vorzeigeplatz geworden. Die «menschenunwürdigen» Zustände sind weg, die Lebensqualität ist top. Berichte dazu finden sich heute in allen Regionalmedien, frei zugänglich beim SRF-Regionaljournal und bei Telebasel.
Derweil hält die vierte Pandemiewelle an: Gestern wurden schweizweit 2'702 neue Fälle gemeldet, die Lage in den Spitälern ist angespannt. Aktuell liegen im Unispital 35 Corona-Patient*innen, davon zehn auf der Intensivstation – alle ungeimpft. Im KSBL sind es Stand Dienstagmittag 16 Personen auf der Isolier- und 4 auf der Intensivstation. Der Anteil Ungeimpfter liegt bei 90 Prozent.

Die Situation ist dabei nicht nur für die Patient*innen problematisch, sondern auch für die Pfleger*innen, die in ihrem Job seit Beginn der Pandemie unter Druck stehen. Ihre Arbeitsbedingungen sind belastend und sie müssen oft Frust und die Aggressionen ausbaden. Sie werden beschimpft, manchmal sogar körperlich angegriffen, wie Unispital-Kommunikationschef Nicolas Drechsler meinem Kollegen David Sieber erzählt hat. Drechsler sagt: «Es gibt Leute, die keinerlei Vorschriften akzeptieren. Es gibt Maskenverweigerer, Menschen, die das Besuchsverbot nicht akzeptieren wollen oder die Zeiten überschreiten. Es gibt Zutritte von Leuten, die wissen, dass sie positiv getestet sind, falsche Zertifikate en masse und so weiter.» Und dies seit Wochen, wenn nicht Monaten. Und immer wieder kommen ins zentrale Postfach so nette Mails geflattert, die gleich das ganze Spitalpersonal als «Abschaum» betiteln.

Das auszuhalten, ist alles andere als einfach – ich könnte das nicht. Das Pflegepersonal versucht dennoch zu schlichten. Und verdient meiner Meinung nach grossen Respekt und Anerkennung. Wer hingegen andere als «Abschaum» betitelt, hat endgültig den Kompass verloren. 🧭 ❓

Den ganzen Text über die Situation in den Spitälern kannst du 👉🏼 hier lesen. 

Ein weiterer Brennpunkt in Sachen Corona sind die Schulen. Das Virus verbreitet sich rasant: Zwei Wochen nach dem Schulstart befinden sich über 400 Schüler*innen in Quarantäne. Könnte die Maskenpflicht Abhilfe schaffen? Der Kanton Aargau hat diesen Schritt bereits beschlossen. Zwei Basler Väter machen sich heute in der BaZ (noch nicht online) dafür stark. Der Kanton hält sich diesbezüglich vorläufig aber zurück und möchte sich an die Vorgaben des Bundes halten. Und auch wenn es um CO2-Messgeräte geht, ist der Kanton restriktiv. Heute schreibt die bz (Abo) von ebenfalls einem Vater, der der Klasse seines Kindes ein solches Gerät schenken wollte – die Schulleitung lehnte in Absprache mit der Volksschulleitung ab: «Die Geräte sind keine Massnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung. Sie sind lediglich ein Mittel zur Erinnerung, dass man lüften sollte», sagt Simon Thiriet, Sprecher des Erziehungsdepartements, gegenüber der bz. Ausleihbare CO2-Messgeräte, sogenannte Luftampel-Koffer, stünden bereits zur Verfügung. In Baselland geht man einen anderen Weg. Bereits im Mai wurden 500 CO2-Messgeräte an Sekundar-, Mittel- und Berufsschulen verteilt, die Erfahrungen seien gut.

Aber es gibt auch erfreuliches zu berichten. Seit letzter Woche hat Basel-Stadt den Impfturbo gezündet. Die Bemühungen zeigen Wirkung, wie das Gesundheitsdepartement mitteilt: Seit letztem Donnerstag haben sich bis Montagabend 1'200 weitere Personen zur Impfung angemeldet. Zudem haben sich am letzten Freitag 656 Personen am Walk-In-Tag spontan impfen lassen. Dies war der erfolgreichste Walk-In-Tag. Ausserdem lief am Montag das Impftelefon des Kantons heiss – 230 Anrufe gingen ein, 123 Personen konnten mit Ärzt*innen sprechen, 30 meldeten sich danach für die Impfung an. 

Das Angebot niederschwelliger zu gestalten, funktioniert also. Ob auch die Debatte um die Ausdehnung der Zertifikatspflicht Auswirkungen hat, bleibt unklar: Wie die Tamedia-Zeitungen berichten (BaZ, Abo)  möchte der Bundesrat abwarten, Alain Berset habe gemäss mehreren Quellen noch keinen konkreten Antrag gestellt. Wir von Bajour bleiben am Ball und informieren dich dann im Briefing. 📬

Apropos Bundesrat. Darf man sich über unsere Landesregierung lustig machen? Ich finde ja. Und deshalb empfehle ich ohne schlechtes Gewissen den Twitter-Account Cassis Googelt weiter: Die Search History von Bundesrat Ignazio Cassis – satirisch, versteht sich. Und sehr lustig.
Die aktuellen Corona-Zahlen:

Der Kanton Basel-Stadt meldete gestern 36 Neuinfektionen. In Baselland gab es 86 neue Fälle. Weiterhin bleibt es wichtig: wenige treffen, Abstand halten, Masken tragen, bei Symptomen sofort testen lassen, die Swisscovid-App nutzen und - wenn noch nicht getan - sich impfen lassen. 

Die Basler Politik hat beim Bettelproblem versagt, der Grazer Pfarrer Pucher soll’s richten.

Ab heute tritt das Bettelverbot in Kraft. Wird Basel die Bettler*innen damit los, wie es die Politik will? Nicht, wenn es läuft wie in Graz. Die österreichische Stadt erlebte die gleiche Geschichte wie Basel: Die Roma kamen und bettelten aufdringlich, die Einheimischen nervten sich und die Politik verbot das Betteln. Doch: Die Roma blieben und wichen in die Quartiere aus. 10 Jahre lang dauerte das emotionale Auf-und-Ab, politisch genüsslich ausgeschlachtet von der Rechten. Doch dann kam der katholische Pfarrer Wolfgang Pucher und löste das Bettelproblem konstruktiv. Als erstes brachte der katholische Pfarrer vor Verfassungsgericht das Bettelverbot zu Fall. Dann brachte er Bettler*innen und Bevölkerung dazu, anständig miteinander umzugehen. Und siehe da: Die Lage beruhigte sich und heute leben Bettler*innen und Grazer*innen friedlich zusammen.Wie hat Pfarrer Pucher das geschafft? Und was kann Basel von ihm lernen?Das kannst du ihn selber fragen, Bajour hat den Österreicher nach Basel eingeladen. Am 14. September erzählt er uns, wie Graz das Bettel-Problem gelöst hat. Sei dabei, 14. September, 19.30 im Klara.
Zuletzt kommen wir zum Fussball. Gestern war Deadline Day, also der Tag, an welchem die Transfers auf dem Fussball-Weltmarkt bekannt gegeben werden. Beim FCB war die Grosse Frage: Kann der Club Arthur Cabral halten? Cabral bleibt. Was Fans, Funktionär*innen und Journalist*innen über die Verlagsgrenzen hinaus spürbar freut. Die bz (Abo) schreibt von einem Coup, die BaZ (noch nicht online) von einem verrückten Dienstag, denn der FCB richtet mit der grossen Kelle an und verpflichtet vier zusätzliche Spieler: Tomas Tavares, Joelson Fernandes, Dan Ndoye und Wouter Burger. 
Unterhaltungstipp: Bodybuilding anderer Art
Das Festival der Wissenschaften science+fiction feiert dieses Jahr den 5. Geburtstag. Darum wird aus dem mehrtägigen Festival dieses Jahr ein Jubiläumsmonat. Und es wird körperlich: Neue Entwicklungen in der Medizin, den Genderwissenschaften oder den sozialen Medien fordern die Gesellschaft heraus, das Verhältnis zum Körper neu auszuhandeln. Am Festival werden dazu politische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Fragen gestellt. Zum Beispiel: Wie entstehen Schönheitsideale? Warum geht der weibliche Körper bei der Datenerhebung oft vergessen? Wie weit soll die Genforschung gehen? Zum Auftakt im Humbug gibt es einen Kurzfilmtalk: Gäste aus Forschung und Kultur bringen je einen Kurzfilm mit, der eine originelle und unerwartete Perspektive auf das Thema Körper eröffnet. Zum Programm des ganzen Monats gehts 👣 hierlang.

Ich wünsche dir einen schönen Mittwoch,

Herzlich,
Romina

 
P.S.: Das Nützliche zum Schluss – Check it out!

Palmöl, Mikroplastik, Hormone, Laktose, Gluten … was ist alles noch drin? Was genau in vielen Produkten enthalten ist, bleibt oft ein Rätsel. Nach Bauchgefühl einkaufen? Muss eigentlich nicht sein. Ganz hilfreich finde ich die Codecheck-App. Man muss nur den Barcode des Produkts scannen, schon erfährt man, was drinsteckt – und kann besser entscheiden, ob es die richtige Wahl ist oder nicht. Praktisch und einfach. ✅


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