Headspace und Ginger - Fusion im Mental Health Markt
Startups im Mental Health Bereich gehören in Deutschland bereits zu den "alten Hasen" in der Digital Health Szene. Der breite Bedarf an psychischer Betreuung in der Bevölkerung steht spätestens seit Beginn der Pandemie außer Frage. Psychologische Online Kurse oder Behandlungen per Videosprechstunde gehören mittlerweile zu den etablierten Angeboten im Gesundheitswesen. Was macht die geplante
Fusion der US-amerikanischen Healthcare Startups
Headspace und
Ginger also so besonders?
Headspace zählt zu den weltweit
führenden Apps für Achtsamkeits- und Meditations-Übungen. Ginger hingegen bietet telemedizinische Therapien und Coaching für Depressionen und Angststörungen an. Die beiden Anbieter haben jüngst verkündet zu "Headspace Health" zu fusionieren, um die größte digitale Mental Health Plattform der Welt zu werden. Das entstehende Unternehmen hat einen
Unternehmenswert in Höhe von über 3 Milliarden US-Dollar und eine Reichweite von über 100 Millionen Nutzer:innen. Das macht die Plattform zu der größten Mental Health Datenquelle der Welt, welche in Zukunft für hochpersonalisierte Gesundheitsversorgung genutzt werden soll. Durch die Fusion vereinigt sich ein Anbieter aus dem Bereich Wellness und Prävention mit einem aus der Tele-Therapie.
Digital Mental Health in Deutschland
Der deutsche Markt für Digital Mental Health zeigt viele etablierte Angebote, wie wir Euch bereits in unserem
Newsletter Special hierzu vorgestellt haben. In Kombination mit dem strategischen Fokus der DiGA chronische Krankheiten zu unterstützen, sind sie hier stark vertreten: 10 von 20 DiGAs im
BfArM-Verzeichnis kommen aus dem Bereich Mental Health. Wir sehen auf dem deutschen Markt insgesamt wenig neue Geschäftsmodelle und Investitionsrunden, was an der Reife des Marktes und dem damit verbunden hohen Wettbewerb liegt. Im ersten Halbjahr war das Interesse der deutschen Investoren im europäischen Vergleich eher gering.
Likeminded erhielt in einer Seed-Runde bspw. 3,5 Millionen Euro für ihre digitalen Gruppentherapien, während
Koa Health aus Spanien 36 Millionen in einer Series A sammelte.
Schaut man sich die Angebots-Landschaft etwas genauer an, wird schnell klar, dass Angebote im Bereich Wellness und Prävention häufig stark von digitalen Behandlungen abgegrenzt sind. Meditations-Apps decken allenfalls noch die Bereiche Schlaf und Stressprävention ab. Demgegenüber haben Startups wie
HelloBetter oder
Selfapy abgeschlossene Therapie-Programme für dedizierte Indikationen.
Fazit
Durch Plattformen wie Headspace Health können größere Teile der Versorgungskette abgedeckt werden. Patient:innen können sehr eng digital begleitet werden und bei ernsten psychischen Problemen z.B. schnell eine passende digitale Therapie erhalten. Eine reine Meditations-App kann keine Angststörung behandeln und das muss sie auch gar nicht, denn auf einer digitalen Plattform können Nutzer:innen ohne Medienbruch und in gewohnter Umgebung zu Patient:innen werden und professionelle Hilfe bekommen. Wir hoffen in Zukunft auch auf dem deutschen Markt Mental Health Plattformen mit breitem Leistungsangebot zu sehen.
Euer Keanu Forthmann
Analyst @Brainwave