Die DMEA, Deutschlands größte Digital Health Konferenz, ist letzte Woche zum ersten Mal komplett digital über die Bühne - oder sollten wir lieber sagen über den Bildschirm - gelaufen. Trotz ungewohntem Setting, waren die Themen und Fragen nicht weniger spannend: Von der Umsetzung digitaler Infrastruktur, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Digital Health Welt, bis hin zu Datensicherheit der geplanten Telematikinfrastruktur.
Viele Kongressbeiträge sind als
Rückschau noch bis zum 15. Juli 2020 als Videoaufnahme kostenlos auf der Event-Website abrufbar.
Hier findet Ihr eine kurze Zusammenfassung unserer "Hot-Topics":
Digital = Das neue „Normal“ mit Prof. Dr. Jörg Debatin (health innovation hub)
In der COVID-19 Pandemie sehen wir eine Flut an neuen digitalen Lösungen entlang des gesamten Patientenpfades, sowie einen Anstieg der Nutzungszahlen: Kontaktbeschränkungen stärken die Videosprechstunde und das Home-Monitoring. Auch die Datenspende wird zur Realität mit mehr als 500.000 gespendeten Daten. Außerdem haben sich über 350 Start-ups für das DiGa-Zertifikat beworben; damit sind wir dem "App-auf-Rezept-Ziel" wieder ein Stück näher gekommen. Der ePA-Erfolg wird stark von der Akzeptanz, den Funktionen, dem Nutzen sowie der Sicherheit abhängen.
Hot-Seat mit Dr. med. Markus Leyck Dieken (gematik)
Für das Onboarding der ePA ist es notwendig, dass den Kassen und Leistungserbringern die Funktionen die ePA verständlich erklärt werden. Denn die ePA wird nur erfolgreich sein, wenn sie von allen Parteien (Patient, Leistungserbringer und Kassen) vollumfänglich akzeptiert und verstanden bzw. befüllt wird. Auf lange Sicht soll die ePA europäisch integriert werden. Dafür müssen die Formate angepasst werden und „national contact points“ gebaut werden. Dabei sieht sich die gematik als Koordinator und setzt technische Standards. Die ePA sollte "biologische Patientenakte" heißen, denn langfristig birgt sie das Potenzial anhand von Daten Krankheitsverläufe besser zu verstehen oder Therapien zu verbessern.
Hacking, Doxing, Datenklau: Cybersicherheit in der Arztpraxis mit Holm Diening (gematik), Dr. Leonor Heinz (Hausärztin), Jens Naumann (medatixx) und Martin Tschirsich.
Die deutschen Ärzte fühlen sich mit den neuen technologischen Anforderungen hinsichtlich der Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) allein gelassen und teilweise überfordert. Ein Arzt ist kein ITler und solche Fähigkeiten müssen erst aufgebaut bzw. beauftragt werden. Auch die Gewährleistung der Datensicherheit wird kritisch gesehen. Die gematik sieht jedoch keine zusätzliche Gefahr in der TI-Anbindung, da die Praxen ohnehin schon einen bestehenden Internetzugang sowie verschiedene Praxissysteme nutzen. Der Datenexperte beschreibt die dafür notwendigen IT-Skills sogar als „low hanging fruits“ und Basics in der IT-Sicherheit.
Auf dem Weg zum PDF-freien Krankenhaus mit Jens Bussmann, Matthias Meierhofer und
Ecky Oesterhoff (health Innovation hub)
Die Nutzung von Papierdokumenten ist heute weiterhin die Realität in vielen Krankenhäusern - besonders in kleineren privaten und gemeinnützigen Krankenhäusern. Häufig wird die Papiererfassung erst im Nachgang digitalisiert. Dabei sind die Daten oft unterschiedlich strukturiert, was die Interoperabilität erschwert und neue Schnittstellen erfordert. Forschung und Digitalisierung müssen stärker auf internationaler Ebene gefördert werden - das hat die Pandemie verdeutlicht. Dafür ist eine Harmonisierung von Infrastrukturen zum besseren Abgleich von Informationen notwendig.