Die Tech-Giganten sind längst in den Wettkampf um die führende Gesundheitsplattform eingestiegen. Seit 1-2 Jahren steht das Thema "Digital Health" ganz oben auf der Agenda der Tech-Giganten: von Amazon mit der "Amazon Care"-Tele-Arzt-Plattform, über Apple mit dem "Health Kit" und den damit verbunden klinischen Studien bis hin zu Google mit dem angekündigten Kauf von Fitbit. Überraschen sollte das heute niemanden mehr, denn die digitale Transformation ist auch in der Gesundheit angekommen und die Sprache der Daten, Cloud-Systeme, digitalen Services und Nutzerfreundlichkeit sprechen die Tech-Giganten am Besten.
Im November letzten Jahres hatte Google angekündigt den Wearable-Hersteller
Fitbit für USD 2,1 Mrd. zu übernehmen. Google legt damit einen aggressiven Einstieg in den von Apple dominierten Selbsttracking- bzw. Wearables-Markt hin. Doch das geht allerdings erst, wenn die Aufsichtsbehörden zustimmen und diese äußern kartellrechtliche Bedenken.
Bedenken? Zu Recht! Google würde mit dem Kauf von Fitbit schlagartig Zugang zu Millionen von sensiblen Gesundheitsdaten erhalten. Die Möglichkeiten damit intelligente Google-Algorithmen zu füttern sind endlos. So haben 20 internationale Daten- und Vebraucherschutzorganisationen einen
offenen Brief verfasst, indem sie ihre Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Wettbewerbsverzerrung schildern. Nun hat
Google sich zu den Bedenken geäußert und erneut versichert, auf die Nutzung der Fitbit User-Daten für das Schalten von Target Ads zu verzichten. Die EU-Kommission hatte zunächst eine Deadline für die Entscheidung über das Angebot für den 20. Juli angesetzt, diese nun aber auf den 4. August 2020 verlängert, um sich weitere Stellungnahmen von Konkurrenten und Nutzerinnen und Nutzern einzuholen.
Warum ist das wichtig? Die Tech-Giganten schleichen sich über den digitalen Alltag immer mehr in den Gesundheitsmarkt hinein. Apple ist dort aus unserer Sicht der am meisten unterschätzte Player. Google, die Königin der Daten, kann über Fitbit nun aufholen. Zwar hält Fitbit nur etwa 3% des weltweiten Wearable Markts und liegt damit noch weiter hinter Apple (29,3%), Xiaomi, Samsung und Huawei, doch sollten wir die Kraft hinter Google nicht unterschätzen. Die Schwelle sensible Daten über Sport- und Wellness-Apps zu teilen ist gering und gleichzeitig sammeln auch diese Apps immer mehr medizinische Daten. Wir sind gespannt ob die USA, wo Daten als Währung gehandelt werden, ein Zeichen und den Tech-Giganten erstmals etwas entgegensetzen.
Eure Luisa Wasilewski
Digital Health Expert @Brainwave